Es ist gut, wenn wir uns nach dem Europäischen Treffen in Rostock zusammenfinden und überlegen: Was bleibt? Denn so, wie die lange Zeit der Vorbereitung mit allen ihren Begegnungen und Erfahrungen schon ganz unbedingt Teil des Treffens war, so wird alles, was wir nun miteinander bedenken, Teil unseres Weiterwanderns auf dem Pilgerweg des Vertrauens sein.
Mir scheinen dabei u. a. folgende Gedanken wichtig zu sein:
Es wird nicht so sehr darauf ankommen, dass jetzt überall Taizégebete stattfinden und wir uns überbieten in einem Wettbewerb, wer es nun richtig macht. Es ist schön, wenn Menschen sich zum Gebet und Austausch treffen, ganz egal, ob die Deko original Taizé ist oder nicht.
Es ist und bleibt ein Unterwegssein. Dies zu verinnerlichen, ist wichtig. Dann kann man auch mit dem Unvollkommenen, dem Unfertigen, dem Provisorischen umgehen lernen und daraus eine unverstellte Kraft erfahren.
Es geht schlicht um den Mut, seinem eigenen unvollkommenen Glauben Vertrauen zu schenken.
Zu entdecken, dass andere genauso auf der Suche sind.
So viele gute Erfahrungen haben wir in den letzten Monaten machen dürfen:
Begegnungen mit Menschen, die mitgeholfen haben, obwohl sie sich dies vorher nicht zugetraut hätten. Menschen, die gar nichts mit Kirche zu tun hatten oder haben wollten.
Was bleibt? Hoffentlich ein Miteinander, dass nun eine gemeinsame Klammer hat: Ja, wir haben es gemeinsam geschafft, das Treffen in Rostock zu etwas ganz Besonderem werden zu lassen! Das nimmt uns niemand.
Verknüpft mit der Frage „Was bleibt?“ ist die Frage „Was wird?“.
Eine Richtung, Ziele sind für viele Menschen wichtig.
Vielleicht kann eine Reise mit vielen anderen nach Taizé so ein Ziel sein. Eine Reise, gerade mit den sog. Kirchenfernen. Vielleicht können wir auch solche Menschen ganz besonders zu Taizé-Veranstaltungen einladen. Vielleicht ist es ein Gebet mit anschließendem Austausch. Oder es ist etwas ganz anderes, wo wir uns zusammenfinden und für andere etwas tun.
Ganz wichtig wird es sein, mehr Ökumene zu wagen. Nicht festhalten an dem, was uns spaltet.
„Unter einem Dach zusammenkommen.“
Frére Alois
Gemeinsam beten geht immer. Auch hier in Rostock und der Region können wir uns noch viel besser kennenlernen und die Erfahrung machen, dass 17 % Kirchenmitgliedschaft mehr ist, als eine pessimistisch stimmende Zahl.
Viele haben sich mit uns auf den Weg gemacht.
Akzeptieren wir nicht die scheinbar gesetzten Grenzen zwischen unseren Gemeinden, den Konfessionen. In der Vorbereitungszeit des Treffens wurde sichtbar, was möglich ist. Die Grenzen waren offen. Gehen wir nicht wieder dahinter zurück.
Und es wird immer um die einfachen Inhalte gehen. Ein schlichtes Gebet. Schlichte Gestaltung. Ein kurzer Text. Stille. Keine theologische Hochleistung. Für ganz unterschiedliche Menschen dennoch einladend. Beteiligung anderer. Nicht alles allein machen wollen.
Was bleibt? Vielleicht einfach die Erkenntnis, dass nichts bleibt. Weil nichts bleiben muss. Und vielleicht auch nicht darf.
Es wäre genug, wenn wir nicht vergessen, wie gut es war, dass wir uns und anderen begegnen konnten, dass das etwas mit uns und anderen gemacht hat. Dass Menschen sich kennenlernten, die sich sonst nicht begegnet wären, sich freundlich begegnet sind und dass das anderen aufgefallen ist.
Pilgern wir weiter … Überfordern wir uns nicht dabei und bleiben wir dennoch nicht stehen.
Albrecht Jax